LokU 2.0 beginnt seine Forschung in unruhigen Zeiten

Text von Theresa Grüner und Nicole Pötter

Im Februar 2023 startete das Projekt LokU 2.0 (Lokale Unterstützungsketten für junge neu Zugewanderte), seit Mitte Juli ist das Projektteam nun vollständig. LokU 2.0 wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert. Inhaltlich schließt es an das vorangegangene Forschungsprojekt LokU an, erweitert jedoch den Blick auf junge Zugewanderte mit und ohne Fluchthintergrund und nimmt die durch die Corona-Pandemie verursachten Veränderungen bei den Integrationsbemühungen in Ausbildung und Arbeit in den Fokus. Ausgangspunkt unserer Überlegungen ist, dass Krisen auch soziale Innovationen befördern. Darum wollen wir bei LokU 2.0 den durch die Corona-Pandemie ausgelösten Wandel und die sich ergebenden Potenziale näher betrachten.

Gegenwärtig scheint die Corona-Krise aufgrund der neuen Herausforderungen, bspw. den Folgen des russischen Kriegs gegen die Ukraine, keine Rolle mehr zu spielen. Ein Blick in den Bildungsbereich und die Jugendsozialarbeit belehrt uns jedoch eines Besseren. Der Bundesverband InVia – Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit berichtete erst kürzlich von coronabedingten Auswirkungen, die sich nach wie vor bei jungen Menschen zeigen: Anstieg von Schulabstinenz, Zunahme von psychischen Belastungen, sozialer Rückzug, fehlende Sozialkompetenzen in Gruppensituationen (InVia a; InVia b). U.a. die Arbeitsgemeinschaft „Weinheimer Initiative“, die sich für eine bessere kommunale Koordinierung beim Übergang Schule-Arbeit einsetzt, widmet sich nach wie vor dem Thema „Corona-Krise und Bildung“ (Weinheimer Initiative).

Das Forschungsprojekt LokU 2.0 fokussiert die Entwicklung sozialer, helfender Netzwerke im Themenfeld Integration von jungen neu Zugewanderten in Ausbildung und Arbeit. Diese lokalen Netzwerke bestehen aus professionell oder rein ehrenamtlich organisierten Organisationen aus der Zivilgesellschaft, den Akteur:innen in kommunalen Strukturen und aus der Wirtschaft (z.B. Netzwerke von Migrantenorganisationen, Träger der Jugendsozialarbeit, Sozialreferat, Jobcenter, Handwerkskammern). Viele konnten nach der schwierigen Situation während der Corona-Pandemie kaum Luft holen vor dem Hereinbrechen der nächsten Herausforderungen. Wir sind daher gespannt auf die Entwicklungen und Problemlösestrategien im Handlungsfeld, die nicht losgelöst von den Chancen und Begrenzungen der politischen Entscheidungen auf Bundes- und EU-Ebene sein werden.

Methodisch haben wir uns für die Delphi-Befragung entschieden, mittels der die Akteure zu den Folgen und Potenzialen der Corona- und Postpandemiephase in einer Online-Umfrage zu drei Zeitpunkten befragt werden. Basierend auf dem Forschungsstand und den derzeit laufenden Hintergrundgesprächen mit koordinierenden Akteur:innen des sozialen, helfenden Netzwerks bereiten wir die Online-Umfrage vor, die im Spätherbst 2023 starten soll.

Darüber hinaus werden unterschiedliche Perspektiven des freiwilligen Engagements qualitativ erhoben, in dem Interviews mit freiwillig Engagierten und deren Koordinator:innen sowie jungen Zugewanderten geführt werden.

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Lokale Unterstützungsketten für junge neu Zugewanderte – Wandel und Potenziale im Zeichen der Corona-Pandemie

BMBF-Förderrichtlinie „Gesellschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie − Forschung für Integration, Teilhabe und Erneuerung“

Projektleitung: Prof. Dr. Nicole Pötter

Projektmitarbeitende: Theresa Grüner, Bernhard Scholze

Projektlaufzeit: 1. Februar 2023 bis 31. Januar 2026

Projekthomepage

Kontakt: loku@hm.edu

Schlagworte:

LokU 2.0, junge neu Zugewanderte, lokale Unterstützungsketten, Berufsintegration, Freiwilliges Engagement