Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Ein Thementag der AG Soziale Arbeit an der Fakultät 11

Am 13.2.2017 trafen sich Dozentinnen und Dozenten der Fakultät 11 im Rahmen einer Klausur zum Thema „Projekte mit geflüchteten Menschen in München“. Damit setzte die AG Soziale Arbeit den im Sommer gestarteten Diskurs über das Thema „Geflüchtete“ fort. Als Gäste eingeladen waren Klaus Wittmann von der SchlaU Schule und Maria Prem vom Amt für Wohnen und Migration der Landeshauptstadt München. Beide stellten ihre Projekte und Initiativen für geflüchtete Menschen in München vor.

Die SchlaU Schule ist ein deutschlandweit bekanntes Projekt in dem junge geflüchtete Menschen im Alter von 16 bis 21 Jahren (im Ausnahmefall auch bis 25 Jahren) sogenannten „schulanalogen Unterricht“ erhalten und ihren Schulabschluss machen können. Die private Initiative begann ihre Arbeit im Jahr 2000 und finanziert sich zum Teil aus Spendengeldern und zum Teil über öffentliche Zuschüsse. Inzwischen ist die rechtliche Situation für geflüchtete junge Menschen besser als im Jahr 2000, denn in Bayern besteht seit einiger Zeit bis zum 21 Lebensjahr eine (Berufs)Schulpflicht. Aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen in 2015 wurden in München viele Integrationsberufsschulklassen eingerichtet. Beide Expert_innen berichteten jedoch übereinstimmend, dass es dennoch zu Engpässen bei der schulischen Versorgung von jungen Geflüchteten kommt.

Frau Prem berichtete ausführlich über die Erstclearingstelle für alle geflüchteten Menschen ab 16 Jahren. Es handelt sich um eine erste Bildungsberatung durch Mitarbeiter_innen der Stadt München. Im Rahmen des „Gesamtplan Integration“ der Landeshauptstadt München (s. Beschluss vom 7.7.2016) ist dies eine von mehreren Sofortmaßnahmen, die aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen von der Stadt ergriffen wurden. Ein weiterer Ausbau der Zusammenarbeit der unterschiedlichen Stellen soll folgen.

Im Kolleg_innenkreis wurde ausführlich darüber diskutiert, dass zurzeit gegensätzliche Tendenzen in der Versorgung und Integration von geflüchteten Menschen beobachtet werden können. Auf der einen Seite gibt es finanzielle Unterstützung für Projekte, wie z.B. die SchlaU Schule, und auch Bemühungen Integrationsangebote zu machen, auf der anderen Seite wird die Erteilung der Arbeitserlaubnis zunehmend restriktiv gehandhabt. Nur noch Menschen, die in die Kategorie „hohe Bleibewahrscheinlichkeit“ fallen erhalten zurzeit eine Arbeitserlaubnis. Dadurch werden für viele junge Menschen aus dem betroffenen Kreis Bildungs- und Ausbildungsperspektiven gekappt, die bisher vorhanden waren. Dies führt zu Folgeproblemen bei der Zielgruppe. Dies beobachten auch die Projektverantwortlichen für das Projekt ‚KonText‘ an der Hochschule München. Die Zahl der jungen Menschen, die einen Flucht- und Migrationshintergund haben und dem Projekt zugewiesen werden, steigt an. Das Projekt muss sich auf die neue Gruppe, die zum Teil die deutsche Sprache noch nicht ausreichend beherrscht, um tatsächlich Texte lesen zu können, erst noch einstellen. Es entsteht bei den Verantwortlichen der Eindruck, dass die Perspektivlosigkeit der jungen Menschen eine große Erschwernis ist und sie geradezu in die Illegalität treibt.

Ebenfalls vorgestellt wurde ein neues Forschungsprojekt an der Fakultät 11. Das Projekt „Integral“ untersucht die Internetplattform KIRON, welche geflüchteten, ausländischen Studierenden die Möglichkeit eröffnet, Creditpoints  vor der eigentlichen Aufnahme eines Studiumszu erwerben. Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Darüber hinaus wurde das neue Weiterbildungszertifikat „Soziale Arbeit in der Einwanderungsgesellschaft“ vorgestellt. Es richtet sich an Personen, die nicht Soziale Arbeit studiert haben, aber in ihrem beruflichen Kontext oder ehrenamtlich mit geflüchteten Menschen arbeiten. Insgesamt bietet das Zertifikat sechs Module zu den Grundlagen der Sozialen Arbeit, zur Intersektionalität und Konstruktion von Differenz, zu den sozialpolitischen Hintergründen von Flucht und Migration, zur Reflexion der eigenen Praxis und zu Traumata durch Flucht und Migration sowie zu rechtlichen Fragen. Das Angebot wird erstmals zum Wintersemester 2017_18 starten.

Hier gibt es außerdem die Präsentation zum Fachtag als Download: Präsentation_SUCCESS_AG Soz. Arbeit

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